Schwerpunkt Allgemein, Christliches Profil
Ostern kommt!
Am Marktplatz sticht mir ein Plakat ins Auge. „Ostern kommt!“ Das macht mich neugierig: Wer macht da Werbung für Ostern?
Vielleicht die Kirche?
Beim Näherkommen muss ich über mich selber lachen. Natürlich steht im Kleingedruckten: „Der Osterhase kommt! Süße Überraschungen für Sie bei Händlern und Gastronomen. In der City ist der Osterhase von 15 – 17 Uhr“.
Was würde wohl im Kleingedruckten stehen, wenn nicht der Osterhase, sondern die Auferstehung angekündigt würde?
Im Religionsunterricht habe ich mal Sechstklässler gebeten, ein passendes Bild zu malen. Ein Schüler sagte mir: „Ich weiß auch nicht. Ich kann eigentlich nur den Karfreitag malen, da weiß man wenigstens, was da war. Ostern kann man irgendwie gar nicht malen.“
Ostern – ein Suchprozess von Anfang an
Den Menschen, die das Ur-Ostern miterlebt haben, den Jüngern Jesu, ging das auch so. Die Bibel berichtet, dass Jesus mehrfach andeutete, dass er sterben und nach drei Tagen auferstehen werde. Er hatte sozusagen auch plakatiert „Ostern kommt!“, aber auf seinem Plakat stand nichts Kleingedrucktes.
Das letzte Abendmahl; Bildnis aus der Gemäldegalerie Berlin
Foto: EVV
Und so begann Ostern als Suchprozess. Die Frauen – Maria Magdalena, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus – haben nach Jesus gesucht, aber sie fanden ihn nicht. Sie bekommen an seinem leeren Grab gesagt: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ Interessant ist, dass die Frauen dann erst mal aufhören zu suchen und zu den Jüngern zurückkehren. Vielleicht haben sie schon etwas gefunden: eine Hoffnung? einen Glauben?
Doch die Suche geht weiter. Die Männer hielten alles für Geschwätz, was die Frauen zu berichten hatten, und gingen selber nachsehen. Auch sie finden bloß einen Hinweis: die Leinenbinden, die den Leichnam eingehüllt hatten. Von Jesus keine Spur. Es bleibt Verwunderung, so sagt die Bibel – ich vermute, es bleibt ein Grübeln. Was ist da los?
Ostern versteckt sich – heute
Die Suche geht weiter, auch heute.
Wir finden die Zeichen: die Osterkerze, das Osterfeuer, den Gottesdienst, die blühenden Blumen, die fröhlichen Gesichter, die Ostereier und Osterhasen. Die Gläubigen hören die Ostertexte der Bibel, die Wünsche „Frohe Ostern!“, den Kernsatz „Jesus lebt“. – Ostern selbst versteckt sich.
Ostern versteckt sich im Osterfest, wenn die Mitarbeiter und Patienten in unseren Krankenhäusern mit Ostergrüßen überrascht werden. Wenn wir fröhlich miteinander feiern und im Lachen das Leben spüren.
Ostern versteckt sich in unserem Alltag, wenn wir seit drei Jahren zum ersten Mal manchen Kollegen und manche Kollegin wieder ohne Maske sehen. Wenn uns die Lebenslust packt oder der abweisende Panzer eines Menschen Risse bekommt und Kontakt möglich wird.
Ostern versteckt sich auch in Leidenssituationen, wenn eine schlimme Krankheit doch noch ein gutes Ende nimmt. Wenn es jemand gelingt, mit seiner Krankheit leben zu lernen, oder wenn ein Mensch zuversichtlich sterben kann.
Ostern versteckt sich in großen Ereignissen, wenn ein Kind geboren wird und uns zeigt, dass das Leben weiter gehen soll. Und Ostern käme für mich, wenn irgendwo in einem der vielen Krisengebiete unserer Erde Frieden einkehrte.
So ungefähr sieht mein Kleingedrucktes auf dem Plakat aus „Ostern kommt!“.
Suchen lohnt sich!
Ostern kommt, aber es versteckt sich in unserem Alltag, in unserem Leben.
Deshalb ist es ein wunderbares Ostersymbol, wenn Kinder an Ostern versteckte Eier suchen.
Vielleicht sollten wir Erwachsene das auch tun. Es wäre eine gute Übung für die Suche nach Ostern in unserem Leben.
Ein Beitrag von Cäcilia Branz, Leiterin Fachbereich Christliches Profil im EVV
Beitragsbild: unsplash.com / dustinhumes_photography